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FAIRständnis fürs Pferd

Guten Tag Ihr Lieben,

wie Ihr wisst, bin ich ja Verfechter von „möglichst wenig Gewicht“ im Sattel eines Pferdes.
Einige werden sagen: „Geht das schon wieder los!“ Doch ja, es geht schon wieder los. Und zwar immer wieder!
Selbst bringe ich zwischen 95-98kg auf die Waage, bei einer Körpergröße von 193 cm. Schon lange nicht mehr habe ich deswegen ein Pferd geritten, mit Ausnahme eines ca. 2,5 Std.-Rittes im Schritt auf einem Kaltblüter, während einer traditionellen Veranstaltung. Natürlich nicht ohne sorgfältige Prophylaxe zu betreiben: Ich hatte meinen besten Sattel auf dem Pferd liegen. Es war für das eine mal so weit in Ordnung….
Es wird ja immer gerne von Gewichtsträgern gesprochen. Gemeint sind da meist große und schwere Pferde, wie unter anderem Kaltblüter oder besonders großrahmige und kräftige Warmblüter.
Aber Obacht Ihr Lieben!
Gerade die Kaltblüter sind meist sehr kurze, mittelgroße Pferde, die im Quadratmodell, stehen. Große und schwere Menschen glauben, dass ein solches Pferd für sie geeignet wäre. Doch der Sattel, der diesen Reiterproportionen angepasst sein muss, ist oft so lang, dass er bis weit in die Lendenmuskulatur des Pferdes reicht, was dem betroffenen Pferd erhebliche biomechanische Probleme bereitet. Vor allem, wenn der Zuschnitt des Sattels nicht zum Pferd passt.
Auch großrahmige, kräftige Warmblüter bekommen durch zu hohes Reitergewicht über kurz oder lang immense muskuläre Probleme, die zu Blockaden verschiedener Gelenke führen können und auf Dauer auch Sehnen- und Gelenkschäden der Extremitäten hervorrufen.
Natürlich ist es oft genug so, dass jemand sich in ein Pferd verliebt hat, das proportional nicht zu seinem Reiter passt. Dieses Pferd muss nun mit den Gegebenheiten leben. Es gibt aber einige Möglichkeiten, dennoch dem Pferd gerecht zu werden.
An vorderster Stelle steht ein passender Sattel, der die Last des Reiters bestmöglich auf den Pferdrücken bringt. Das Nächste wäre, Reitergewicht zu reduzieren. Da hilft jedes Kilo weniger, da der Sattel dadurch weniger stark in den Endbereichen belastet wird.
Weiterhin kann die Leistungsanfordrung an das Pferd reduziert werden: Keine überlangen Ritte, nicht jeden Tag reiten, viel Bodenarbeit, Doppellonge etc., keine hoch anstrengenden Dressur-Lektionen, kein Springen und Ritte in hohem Tempo, usw..
Stattdessen Muskelaufbau, bei Reiter und Pferd, regelmäßige Massagen am Pferd, regelmäßiger Weidegang mit Artgenossen, intelligentes Training, etc..
Mit diesen Maßnahmen können auch „leicht ungleiche“ Partner gut miteinander klarkommen. Und nochmals-es geht mir nicht darum jemanden zu diskreditieren, sondern darum, immer wieder darauf aufmerksam zu machen, dass dieses Thema im Sinne der Pferde ernst zu nehmen ist. Schliesslich treffe ich täglich auf Reiter, die recht „unbedarft“ damit umgehen.

Nun die eigentliche Story:
Vor diesem Hintergrund möchte ich mich nämlich einmal bei zweien meiner Kundinnen bedanken und vielleicht einen Anreiz an Euch geben, die eigene Situation daraufhin noch einmal zu prüfen, oder auch mit entsprechenden Reiterkollegen aus Eurem Umfeld darüber zu reden und darauf aufmerksam zu machen.

Kundin 1
mit einem Gewicht von deutlich jenseits der 100kg-Marke und einer Körpergröße von annähernd 180cm.
Sie ist Besitzerin eines durchaus großen und kräftigen Haflingers und bat mich vor mehr als 3 Jahren, Ihren Sattel zu überprüfen. Wir sprachen damals darüber, dass Sie aus meiner Sicht zu groß und zu schwer für ihr Pferd ist und der Sattel, den sie damals hatte, viel zu klein für sie sei.
Sie selbst reitet nun seitdem nicht mehr, nachdem sie dennoch einen neuen, dem Pferd passenden Sattel bei mir kaufte, den sie aber selbst nie benutzt hatte. Stattdessen fand sie eine passende Bereiterin / Reitbeteiligung für ihr Pferd. Das Pferd hat mit dieser Situation nun keine Probleme mehr.
Hut ab für diese Initiative!

Kundin 2
kaufte vor bereits einem halben Jahr einen neuen Sattel für ihre kleine, junge, nur leicht angerittene Stute. Ich wies sie damals darauf hin, dass ich ihr Gewicht für grenzwertig hielt, besonders vor dem Hintergrund, dass die Stute im Größenverhältnis zu ihrer Reiterin recht klein und außerdem noch völlig unausbalanciert war. Die Besitzerin hat dann diesbezüglich entsprechendes Boden- und Doppellongentraining betrieben, bei wenig eigener Reitaktivität und hat inzwischen, wie ich Gestern erfuhr und sah, bereits 24kg abgenommen. Was, wie sie mir erzählte, noch nicht das „letzte Wort“ wäre. Ihre Stute läuft inzwischen souverän unter ihrer engagierten Reiterin.
Ebenfalls, Hut ab!

Beiden Damen möchte ich meinen Respekt aussprechen für ihren großen Sportsgeist und ihre Pferdefreundlichkeit und wünsche ihnen weiterhin viel Freude mit Ihren Schützlingen.
Auf jeden Fall nachahmenswert!
Mit herzlichem Dank!
Eure Hof-Sattlerei Siegfried Looschelders

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